2. Bundesliga, Frauen:

Sieg gegen ein Spitzenteam

Quelle: ntz

Trotz des Fehlens dreier prominenter Spielerinnen hat der zuletzt so stark strapazierte Zweitligist TG Nürtingen am Samstagabend durch einen überraschenden 34:28-Sieg die Aufstiegsträume des HSV Solingen-Gräfrath 76 platzen lassen.

Ihre „Hausaufgabe“ lösten die Zweitliga-Handballerinnen der TG Nürtingen am Samstagabend in der heimischen Theodor-Eisenlohr-Halle mit Bravour. Vor überschaubaren 230 Zuschauern schlugen sie den favorisierten Tabellenzweiten HSV Solingen-Gräfrath überraschend deutlich 34:28 (15:15) – und damit erstmals in dieser Saison eines der vier Spitzenteams.

Das 26. Saisonspiel der Nürtingerinnen brachte einige Geschichten zutage. Die wohl größte und im Vorfeld von vielen schon beinahe als entscheidend bewertete, hatte mit drei recht prominenten TG-Personalien zu tun. Neben der bereits am vorigen Mittwoch bei der 22:32-Niederlage in Ketsch fehlenden Top-Torjägerin Kerstin Foth mussten Carolin Henze und Stammtorhüterin Christine Hesel passen. „Wir machen es wie Frankfurt“, gab Nürtingens Trainer Simon Hablizel seinen Schützlingen mit auf den Weg. Die Eintracht-Fußballer hatten zwei Tage zuvor den Favoriten FC Barcelona aus der Europa League gekegelt. Im Stile der Eintracht spielten die dezimierten und körperlich ob zuvor zweier englischer Wochen ziemlich platten Nürtingerinnen schließlich locker drauflos, ließen sich auch von drei Drei-Tore-Rückständen Mitte des ersten Durchgangs nicht aus der Ruhe bringen und lagen zur Pause beim 15:15 wieder gleichauf. Das Besondere dabei: auf der Platte kurbelte Sara Kuhrt, die in dieser Spielzeit vorwiegend im Nürtinger Oberliga-Team Tore geworfen und Einsatzminuten gesammelt hatte, das Spiel an und hatte hinterher zudem fünfmal getroffen. Eine „klasse Leistung“ bescheinigte ihr Hablizel hinterher, wollte das aber auf die gesamte Mannschaft übertragen wissen. Und das völlig zu Recht.

Neun Tore von Leonie Dreizler, sieben von Routinierin Verena Breidert, die gute Abwehrarbeit von Lenya Treusch, die vielen Paraden – am Ende waren es zwölf – von Lena Schmid: es gab vieles, was nach dem Geschmack des Kommandogebers verlief, der das sichtlich zufrieden kurz mit „überragendem Einsatz und Kampf“ sowie „einer hervorragenden Disziplin“ aller zusammenfasste. Er wisse zwar, was seine Truppe könne, in welcher Form sie das gegen den Tabellenzweiten dann jedoch abrief, überraschte ihn in dieser Geschlossenheit schon ein wenig. Und machte ihn ziemlich stolz.

„Es hat alles gepasst“, meinte auch Torhüterin Schmid, die sich des TG-Sieges schon recht bald ziemlich sicher war. Spätestens so um die 40. Minute herum. Da schwankte der Vorsprung ihres Teams zwar meist noch zwischen einem Tor oder zwei Treffern (20:19, 21:19), dass Schmid und Co die zwei Punkte holen würden, stand für sie fest. Man spüre so etwas, sagte sie. Mit ihren Paraden sorgte die 20-Jährige zudem für die nötige Stabilität. An der in dieser Saison selten zum Einsatz kommenden, am Samstag aber äußerst soliden 6:0-TG-Abwehr bissen sich die Gäste regelrecht die Zähne aus. Liga-Top-Torjägerin Vanessa Brandt kam bei Weitem nicht so zur Entfaltung wie gewöhnlich, auch, weil sie immer wieder von mehreren TGlerinnen gestört wurde. Dennoch blieb es eine enge Kiste. In der 48. Minute sorgte Breidert mit dem 26:23 dann für die erste Nürtinger Drei-Tore-Führung, etwas über sieben Zeigerumdrehungen vor dem Ende stand es 28:24. Auch die ab der 56. Minute praktizierte offensive Deckung des HSV brachte die Gastgeberinnen nicht aus dem Konzept. Zum Schluss machten sie es gar noch richtig deutlich.

„Wir hatten nicht unseren besten Tag“, resümierte Brandt. Durch diese Niederlage hat sie Platz eins und Relegationsrang zwei abgeschrieben. „Wir sind leer“, sagte Solingens Trainerin Kerstin Reckenthäler. „Wenn wir Dritter oder Vierter werden, ist das aber trotzdem sehr gut“, blickte sie in die Zukunft.

TG Nürtingen – HSV Solingen-Gräfrath 34:28

Nürtingen: Schmid, Weiß (bei einem Siebenmeter) – Kuhrt (5), Fischer (4/1), Wieder (2), Cleve (3), Schuhknecht (2), Breidert (7), Eisenbraun, Quattlender (1), Dreizler (9/2), Treusch (1).

Solingen-Gräfrath: Krückemeier (37. Gün) – Fahnenbruck, Senel (2), Fabisch, Clauberg, Karathanassis (3), Polsz, Reinarz (7/1), Tesche, Kamp (2), Müller (4/1), Penz (1), Jörgens (2), Brandt (7/2).

Schiedsrichter: Hehn/Mayer (Pfullingen).

Zuschauer: 230

Zeitstrafen: Dreizler, Breidert, Eisenbraun, Cleve – Reinarz, Tesche, Müller, Penz.

Siebenmeter: TG 4/3 (Krückemeier hält gegen Fischer, 45.) – HSV 5/4 (Brandt wirft an Pfosten, 21.).

 

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 HSV Solingen-Gräfrath 76