2. Bundesliga, Frauen:

TGN holt Unentschieden in Regensburg

In einem überwiegend ausgeglichenem Verfolgerduell der 2. Handballbundesliga trennten sich der ESV 1927 Regensburg und die TG Nürtingen mit einem gerechten 28:28-Unentschieden. 45 Minuten lagen die Bunker-Ladies knapp in Führung, kurz vor Schluss hatte die TG Nürtingen mit zwei Toren die Nase vorn. Schlussendlich durften beide Teams einen Punkt auf der Habenseite verbuchen.

Die Partie hielt alles, was sie im Vorfeld versprochen hatte: Tempospiel der Gastgeberinnen, starke Abwehrleistung der TGN, eine komplett offene und spannende zweite Spielhälfte und zum Showdown ein Wechselbad der Gefühle. „Das ist das gleiche Gefühlschaos wie nach dem Hinspiel“, bekannte Trainer Simon Hablizel kurz nach der Partie und wusste nicht, ob er ich freuen oder ärgern sollte angesichts der Führung kurz vor Schluss. Doch schnell überwog die Zufriedenheit darüber, zumindest nicht verloren und sich mit einem Punkt belohnt zu haben. „Ich bin mega stolz auf die Mannschaft, vor allem was die Abwehr gegen den Positionsangriff gezeigt hat, war super. Wir konnten das gegnerische Kreisspiel praktisch eliminieren“, so Hablizel in der weiteren Analyse.

Denn die Vorzeichen vor dem Spiel deuteten eher auf eine leichte Favoritenstellung der Regensburgerinnen hin. Nicht nur die schon bekannte Heimstärke des ESV 1927, auch die personelle Situation war eher pro Gastgeberinnen. Während der Regensburger Trainer Csaba Szücs auf seinen kompletten Kader zurückgreifen konnte, fehlten mit Schuhknecht, Quattlender und Bauer drei arrivierte Stammkräfte auf Seiten der TGN. Dazu kam noch der fehlende Spielrhythmus durch die kurzfristige Spielabsage in Göppingen am Wochenende zuvor. Die Partie startete ohne große Anlaufzeit und hatte gleich einiges zu bieten. Die TG Nürtingen begann mit ihrer extrem offensiven 3:2:1-Abwehr, was sowohl einige erzwungene Ballgewinne, aber auch einfache Gegentore nach Übergängen aus dem Rückraum zur Folge hatte. So legte zunächst Regensburg mit einer 2:0-Führung durch die beiden auffälligsten Regensburger Akteurinnen Franziska Peters und Amelie Bayerl los. Es dauerte bis zur fünften Spielminute, ehe Nina Fischer den ersten Nürtinger Treffer zum 2:1-Anschluss erzielen konnte. Es war ein unruhiges erstes Spielviertel, Regensburg legte immer wieder zwei Treffer vor, Nürtingen antwortete mit dem Anschluss. Nach gut einer Viertelstunde erzielten dann erneut Bayerl und Peters per Doppelschlag die erstmalige Vier-Tore-Führung für ihre Farben, was Gästecoach Hablizel zum ersten Timeout nötigte. So richtig fruchtete diese aber nicht. Beide Mannschaften blieben im Angriff fehlerbehaftet, doch Regensburg hielt die Führung. Beim 11:6 (19.) durch Ex-TGN-Spielerin Nicole Lederer schien Nürtingen das Spiel davonzulaufen. Hablizel reagierte: Er wechselte Torhüterin Lena Schmid ein, zog die Abwehr defensiv zurück und brachte nun immer wieder das taktische Mittel der siebten Feldspielerin zum Einsatz. Heimcoach Szücs seinerseits antwortete direkt mit seiner Auszeit, da sich sein Team beim Hinspiel mit dieser Maßnahme bereits schwertat. Zurecht, denn Kerstin Foth konnte sechs Minuten vor der Pause den Abstand auf nur zwei Tore verkürzen. Bis zur Sirene gab es noch einige Fehlwürfe auf beiden Seiten, so dass beim Stand von 15:12 für den ESV Regensburg die Seiten gewechselt wurden.

Die Gäste aus Nürtingen eröffneten die zweite Halbzeit und waren direkt da. Leonie Dreizler vom Kreis und Nina Fischer per Tempogegenstoß erzielten den schnellen Anschluss und die Partie war wieder komplett offen. Die Turngemeinde spielte taktisch genauso weiter, wie zum Ende der ersten Spielhälfte und stellte Regensburg vor allem im Angriff immer wieder vor Aufgaben. Der Verlauf zu Beginn von Durchgang zwei ähnelte nun stark dem, von Halbzeit eins. Viele technische Fehler beider Teams, ausgelassene Torchancen und teilweise kuriose Szenen hüben wie drüben prägten die Partie. Regensburg konnte regelmäßig vorlegen, aber nie davonziehen. Nürtingen hatte zigmal die Chance zum Ausgleich, ließ aber alle Gelegenheiten liegen. Es dauerte bis zur 45. Spielminute, ehe Kerstin Foth endlich den ersten Ausgleich der Partie erzielen konnte. Die Spannung stieg und Nürtingen ließ sich zu leichten Fehlern hinreißen, wie z.B. ein im Spielaufbau unachtsam geworfener Pass in der eigenen Spielhälfte, den Amelie Bayerl herausfischte und im leeren Tor versenken konnte, da die eigene Torhüterin bereits zur Bank unterwegs war zum Wechseln. „Diese leichten Fehler hätten uns beinahe das Genick gebrochen“, bekannte Simon Hablizel hinterher, um aber sofort im Anschluss die großartige Moral seines Teams zu loben. „Höchster Respekt für den kämpferischen Einsatz aller“! Denn Regensburg nutzte die Gunst der Stunde, um wieder mit zwei Treffern in Führung zu gehen. Die letzten zehn Spielminuten sollten nun an Dramatik noch zunehmen. Zunächst konnte Carolin Henze per Doppelschlag den erneuten Ausgleich erzielen – den zweiten Treffer sogar in Unterzahl aufgrund eines Wechselfehlers der TGN. Doch auch dieser Fauxpas blieb ohne echte Bestrafung. Regensburg traf zwar durch Rechtsaußen Schiegerl, Nina Fischer egalisierte wieder durch einen unnachahmlichen Dreher, ebenfalls von Rechtsaußen (26:26, 55.). Nachdem der nächste Regensburger Angriff neben das Tor ging, hatte Nürtingen die Chance, erstmals die Führung zu erzielen. Und diese nutzte Kerstin Foth vom Siebenmeterstrich (56.), nachdem zuvor Lisa Wieder regelwidrig gefoult wurde. Die nächste Nürtinger Abwehraktion war erneut mit einem Ballgewinn erfolgreich und die Partie schien vollends zu kippen. Dann kam wieder Stimmung auf in der Sporthalle. Zunächst gaben die beiden gut leitenden Schiedsrichter einen strittigen Ball ins Seitenaus zugunsten der TGN, was für helle Aufregung auf der Heimbank und ein Pfeifkonzert auf den Rängen sorgte. Anschließend schnappte sich Leonie Dreizler im Kampf um den Ball etwas glücklich die Kugel und netzte zum 26:28 ein (58.). Doch noch waren zweieinhalb Minuten zu gehen. Franziska Peters sorgte humorlos aus dem Rückraum für den schnellen Anschluss und nachdem der folgende Nürtinger Angriff erfolglos blieb, hatte Regensburg wieder die Chance zum Ausgleich. Und wieder behielt Peters die Nerven und erzielte 90 Sekunden vor Schluss den erneuten Ausgleich. Kurz darauf nahm TGN-Coach Hablizel seine letzte Auszeit, um sein Team für die letzten Aktionen einzustellen. 40 Sekunden vor Schluss ereignete sich dann die Situation, die aus Sicht von Hablizel das Spiel zu Ungunsten der TG Nürtingen hätte entscheiden können. Kerstin Foth kam in Wurfposition, wurde bedrängt, der Ball ging meterweit über das Tor und die Spielerin blieb angeschlagen liegen. Der Pfiff der beiden Unparteiischen blieb jedoch aus und Regensburg kam per zweiter Welle in den Angriff. „Ich bleibe dabei, das war ein Foul“, so der Coach im Nachgang zur strittigen Szene. So bekam der ESV Regensburg nochmals die Chance, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden. Doch der finale Pass ging ins Aus und die rassige Partie war zu Ende.

Schlussendlich überwog im Nürtinger Lager die Freude über den Punkt. „Hier haben sich schon andere Mannschaften sehr schwergetan, ich freue mich einfach über unsere Leistung“, bekannte dann Simon Hablizel nach der Partie. „Zu diesem Zeitpunkt der Saison auf Platz sechs zu stehen ist super“. Nächsten Samstag muss die TG Nürtingen diesen Platz beim direkten Verfolger verteidigen. Dann geht es zu den Kurpfalz Bären nach Ketsch.

ESV 1927 Regensburg: Mestyan, Krupa; Drachsler (1), Vetter (2), Schiegerl (2), Peters (10/3), Höppe, Lederer (2), Mustafic, Smideliusz, Kapser, Brennauer (3/1), Bayerl (7), Peter, Stefan, Führmann (1).

TG Nürtingen: Hesel, Schmid; Kuhrt, Fischer (4), Wieder (2), Cleve (2), Breidert (2), Foth (11/3), Eisenbraun, Dreizler (5/1), Treusch, Henze (2).

Schiedsrichter: Barmann / Barmann

Zeitstrafen: Drachsler (2) – Kuhrt, Eisenbraun (2), Dreizler (2), Treusch, Henze (1)

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ESV 1927 Regensburg