2. Bundesliga, Frauen:

Kein Goldschürfen an der Flensburger Förde

Was für ein seltsames Spiel am Samstagabend in Harrislee. Da boten die bislang unbesiegten Handballerinnen der TG Nürtingen in der Holmberghalle fast 45 Minuten ein von großer Fahrigkeit geprägtes Spiel, lagen teils deutlich im Rückstand, kamen dann plötzlich gewaltig auf Touren, um zum Schluss doch zu verlieren.
Acht Sekunden vor dem Ende setzte sich die durchweg starke Anna Thomssen (acht Treffer insgesamt, beste Torschützin des Tages) am Kreis geschickt durch, warf platziert in die linke, untere Torecke – der Heimsieg. Sekunden vor dieser Szene hatten die Norddeutschen den Ball am Kreis fast verloren: Glück für Harrislee in diesen dramatischen Momenten. Ein von Leonie Dreizler geworfener Freiwurf in letzter Sekunde pro Nürtingen landete letztendlich in der TSV-Abwehr.
„Für uns ist jeder Punkt in dieser Liga wie Gold“, sagte Nürtingens Trainer Manel Cirac bildhaft kurz nach dem Schlussignal. Damit rückte der Coach in den Vordergrund, dass das Zählersammeln für die TGN keine Selbstverständlichkeit darstellt, auch angesichts eines bis dahin fast perfekten Saisonstarts. Mit dem Goldschürfen nahe der Flensburger Förde klappte es zumindest nicht..
Zu lange Zeit kämpften die Nürtingerinnen im Match mit Problemen. Ein Thema: Von Beginn an legte der TSV Nord vor. Weiterer Knackpunkt nach einer kurzzeitigen Aufholjgad jene Situation, als Leonie Dreizler beim Stande von 12:12 mit ihrem Wurf lediglich den linken Pfosten traf – für das gastgebende Team offenbar die Initialzündung, noch mehr Dampf ins Spiel zu bringen sowie die Kontrolle im Match zurückzugewinnen.
„Wir haben in der ersten Halbzeit einfach nicht ins Spiel gefunden“, stellte TGN-Kapitänin Benitta Quattlender kurz nach Spielende fest. In der Abwehr seien zu wenig Bälle gewonnen worden, des Weiteren sei es kaum gelungen, die Kreisanspiele des TSV effektiv zu unterbinden.
Nach einer unruhigen Nacht, an der Ostsee und speziell auch an der Flensburger Förde tobte von Freitag auf Samstag eine Sturmflut inklusive Überschwemmungen, wirkten die Handballerinnen des TSV Nord Harrislee in der Tat erstaunlich ausgeruht. Locker-leicht agierte das mäßig in die Runde gestartete Team. Die Stärke war an verschiedenen Zwischenresultaten (19:13, 26:18, 29:22) ablesbar. Angesichts vieler, teils haarsträubender Fehler im TGN-Spielaufbau schien eine Wende zugunsten der Süddeutschen kaum noch in Reichweite.
Doch in der Schlussviertelstunde fanden die Gäste zu jenen Pluspunkten zurück, die sie im bisherigen Saisonverlauf ausgezeichnet hatten. Immer wieder glückten Balleroberungen, in der Offensive sank die Fehlwurfquote drastisch, der gesamte Spielaufbau war schneller und präziser. Coach Cirac setzte als taktischen Kniff auf eine offensive Deckung. „Wir konnten Harrislee dadurch vermehrt zu Fehlern zwingen, das Spiel blieb trotzdem zerfahren“, bilanzierte Benitta Quattlender. Als Nina Fischer (32:35), Annika Distel (33:35), Kerstin Foth (34:35) und erneut Fischer (Siebenmeter, 35:35) allesamt trafen, schien auf den letzten Drücker sogar noch ein Remis oder gar Auswärtssieg in Reichweite. Der Rest ist bekannt.
„Hier zu spielen, das war nicht einfach“, rekapitulierte TGN-Trainer Manel Cirac nach der ersten Saisonniederlage. Sein Team habe sich zwar in die Begegnung „hineingekämpft“, aber die Bürde der klaren Rückstände sei letztendlich zu groß gewesen. „Einen so weiten Heimweg ohne Punkte anzutreten, ist immer bitter“, stellte eine enttäuschte Kapitänin Quattlender fest, ehe der Bus am späten Samstagabend Kurs von Harrislee gen Süden nahm. Reimund Elbe

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TSV Nord Harrislee