2. Bundesliga, Frauen:

Christine und Kerstin Foth geben Karriereende bekannt

Christine und Kerstin Foth werden keinen neuen Vertrag mehr unterschreiben. Das, was sich hinter diesem im Handball nicht unüblichen und oft gehörten Satz verbirgt, kommt in hiesigen Gefilden einem sportlichen Paukenschlag gleich. Die beiden haben die Nürtinger Handballgeschichte in den vergangenen Jahren mitgeschrieben, waren bei der TG mit dafür verantwortlich, dass der Verein sich in der Zweiten Bundesliga etabliert hat. Die eine, Christine Foth (geborene Hesel), nach ihrem Wechsel von der HSG Pforzheim seit nunmehr neun Jahren im Tor, die andere, Kerstin Foth, seit ihrem Wechsel 2021 aus Herrenberg mit ihren zahlreichen Toren aus dem Rückraum. Doch bald ist Schluss. Nach der laufenden Spielzeit enden die Verträge der beiden – und damit für sie auch die Kapitel Handball sowie TG Nürtingen.

Die 33 Jahre alte Keeperin freut sich auf einen neuen und aufregenden Abschnitt in ihrem Leben: „Die Gestaltung meiner Freizeit in Eigenregie.“ Ähnlich hört sich das bei der TG-Torjägerin an. „Mein Leben war bislang dem Handball untergeordnet. Ab Juni 2024 kann ich andere Themen priorisieren“, freut sich Kerstin Foth auf die Zeit danach. „Am meisten wird mir fehlen, in vollen Hallen auf dem Spielfeld zu stehen, um Siege zu kämpfen und diese im Anschluss mit den Fans zu feiern“, blickt sie voraus.

Es war für die zwei keine Ad-hoc-Entscheidung. „Ich möchte meine Karriere freiwillig, fit und in einer guten Zeit beenden“, sagt „Chrissi“ Foth. Und dieser Zeitpunkt wird am 25. Mai 2024 gekommen sein, wenn sie gegen die SG Kirchhof 09 zum letzten Mal im TG-Dress in die heimische Theodor-Eisenlohr-Sporthalle einlaufen wird. Die Leidenschaft für das Handballspielen habe die Mannschaft immer zusammengeschweißt und viele unvergessliche Momente geschaffen – auch über den Sport hinaus, so die Torhüterin, die im Alter von sechs Jahren erste handballerische Gehversuche beim Eichenkreuz Höfingen machte, in der Jugend zur SG Leonberg/Eltingen wechselte, 2013 von der TuS Metzingen verpflichtet wurde und vor ihrer Zeit in Nürtingen in Pforzheim zwischen den Pfosten stand.

„Wir haben es geschafft, Saison für Saison die Klasse zu behaupten. Und das war wahrlich nicht einfach und auch keine konstante Leistung über die Jahre“, analysiert die Keeperin, die „unglaublich stolz ist, Teil dieser neunjährigen Bundesliga-Geschichte gewesen zu sein“, die Nürtinger Berg- und Talfahrten.

Nicht ganz so lange war Kerstin Foth Mitglied der Nürtinger Handballfamilie. Im Alter von fünf begann sie mit dem Handball beim VfL Ostdorf, wechselte zu ihrem ersten offiziellen E-Jugendjahr zur JSG Balingen-Weilstetten (2005 bis 2011) und schloss sich dann der SG H2Ku Herrenberg an, wo sie ab 2013 für die erste Mannschaft im Einsatz war. Zunächst in der Dritten Liga, dann, ab 2014, im deutschen Unterhaus. Den Entschluss, 2021 das frühe Karriereende nochmal zu verschieben und es stattdessen bei der Turngemeinde zu versuchen, bezeichnet sie als „die beste handballerische Entscheidung, die ich letztlich während meiner Karriere getroffen habe“. Sie habe in Nürtingen viel Spaß beim Handballspielen gehabt und viele tolle Menschen kennengelernt. „Nürtingen ist Spaß, Leidenschaft, Ehrgeiz und der Beweis, dass man trotz begrenzter Mittel zurecht da steht, wo man steht“, sagt die 26-Jährige.

Völlig überraschend haben die Ereignisse die Handball-Abteilungsleitung der TGN nicht getroffen. „Wir waren vorbereitet“, sagt Abteilungsleiter Gunnar Fischer. Nichtsdestotrotz: „,Chrissis‘ Karriereende schmerzt uns sportlich und menschlich.“ „Mit Kerstin verlässt uns eine absolute Führungsspielerin, eine Top-Torjägerin der Liga“, ergänzt der Sportliche Leiter Philipp Henzler.

Die Verpflichtung von Kerstin Foth sei ein Glücksgriff für die TGN gewesen, so Fischer. „Sie ist derzeit die Top-Scorerin der Liga und trägt große Verantwortung auf ihren Schultern.“ Das wird sie bis Saisonende noch tun, dann war es das aber mit Handball. Die Prioritäten bei beiden haben sich verändert. „Es wird künftig mehr Raum für meine Familie, Freunde und meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung geben. Diese Aussicht erfüllt mich mit großer Vorfreude“, sagt Christine Foth.

Doch bis es soweit ist, will sie nach wie vor alles geben, die Hallen-Atmosphäre aufsaugen und die Saison mit ihrem Team und möglichst vielen Siegen zu einem erfolgreichen Ende bringen. Kerstin Foth freut sich besonders darauf, ihre Wochenenden künftig frei zu gestalten und in den Urlaub zu fahren, „ohne Sprints absolvieren zu müssen.“ Die langen Busfahrten und die mindestens drei Tage anhaltenden Schmerzen nach einem Spiel, die werde sie nicht vermissen, sagt die 26-Jährige mit einem Grinsen im Gesicht. Sie habe sich vorgenommen, die laufende Saison zu einer schönen Erinnerung zu machen. „Wir wollen beweisen, dass wir mehr können als das, was wir in der letzten Runde gezeigt haben“, so der Vorsatz.

Homepage Gegner:

Kerstin Foth (oben) und Christine Foth (unten) beenden nach dieser Saison ihre Handballkarriere