2. Bundesliga, Frauen:

Verkorkste erste Halbzeit zu hohe Hypothek

20 Minuten gespielt am Samstagabend in der Charlottenburger Sporthalle zwischen den Zweitliga-Handballerinnen der Füchse Berlin und der TG Nürtingen, das Resultat auf der Anzeigetafel bezeugt eine Rarität: Ganze drei Treffer hat die Turngemeinde zu diesem Zeitpunkt erzielt, rekordverdächtig wenige. Als Marie-Christine Beddies nach exakt 20 Minuten und 34 Sekunden zum 4:10 verkürzt, beginnt zumindest eine treffsicherere Zeit für die Gäste. Doch damit waren längst nicht alle TGN-Probleme gelöst. Der deutliche Rückstand kam nicht ganz zufällig zustande. „Zu viele technische Fehler im Spiel“ habe es gegeben, monierte Nürtingens Trainer Manel Cirac kurz nach Match-Ende. Dass auch zu viele freie Würfe nicht den Weg ins gegnerische Tor fanden, sondern übers Gehäuse flogen, ans Torgebälk klatschten oder von der Füchse-Schlussfrau entschärft wurden, stellten weitere Themen dar. Zu Beginn, allerdings auch im weiteren Verlauf.
Als ob die Lage in dieser Anfangsphase nicht schon bedenklich genug gewesen wäre, musste zudem Torhüterin Christine Foth nach nicht einmal sechs Minuten raus. Füchse-Top-Torjägerin Michelle Stefes hatte sie bei ihrem Wurf zum 3:1 mit dem Ball am Kopf getroffen, was nicht sanktioniert wurde. Foth wirkte benommen, wurde vom Feld geführt, noch am Samstagabend in einer Berliner Klinik vorsorglich durchgecheckt. Später gab es Entwarnung. Die gerade erst wieder genesene Rena Keller ging für den Rest der Partie ins Tor. In vielerlei Hinsicht verlief Halbzeit eins unrund für die TG-Handballerinnen. Vor der Pause verbesserten sich zwar die Wurfquote und der Fehlpassanteil sank leicht, doch der 8:14-Rückstand lief eindeutig unter der Rubrik (zu) große Bürde. „Wir hatten vor allen Dingen vor der Pause Schwierigkeiten im Balltransport nach vorne“, konstatierte TGN-Spielführerin Benitta Quattlender.
Dass Handball-Partien überraschende und schnelle Wendungen nehmen können, stellt keine neue Erkenntnis dar. Ein Kapitel hätte die TGN dem Thema an der Spree hinzufügen können. Die Berlinerinnen kamen beispielsweise mit einer offensiveren Deckung der Gäste nicht sonderlich gut zurecht. Die ausbleibende Wende blieb auch Pech geschuldet. Markante Szenen in diesem Zusammenhang spielten sich zu Beginn der Schlussphase ab. Die Nürtingerinnen hatten eben erst durch Leonie Dreizler auf 17:19 verkürzt, im Gegenzug kassierte die Torschützin aber wegen eines Fouls eine Zwei-Minuten-Strafe. Dass Torgarant Stefes den folgenden Siebenmeter verwandelte, verbesserte die Angelegenheit aus Gäste-Sicht natürlich nicht. Wenige Minuten später war die Turngemeinde erneut dran, doch der Ball landete nach einem wuchtigen Wurf von Rechtsaußen Nina Fischer lediglich am linken Innenpfosten. Statt 18:20 stand es kurz danach 17:21 aus Nürtinger Warte, denn Michelle Stefes verwandelte auch den dritten ihrer insgesamt vier vollendeten Strafwürfe sicher. „Natürlich ist es immer schwer, sechs oder sieben Tore Rückstand aufzuholen“, rekapitulierte Kapitänin Quattlender, dennoch habe sich das Team ihrer Ansicht nach in der zweiten Halbzeit „gut zurückgekämpft“.
Manel Cirac wirkte auch nach der dritten Niederlage in Serie plus siebter Punkte-Nullnummer in Berlin nicht komplett verärgert. „Wir müssen alle zusammenhalten, müssen unsere Identität als Team zeigen“, lautete der Appell des Trainers direkt nach Spielende; aber natürlich müsse die Fehlwurfquote sowie die Anzahl der technischen Fehler schleunigst reduziert werden. Der neue Tabellenneunte TG Nürtingen musste am vergangenen Spieltag sowohl Regensburg als auch die Berlin vorbeiziehen lassen. Reimund Elbe

 

 

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Füchse Berlin