2. Bundesliga, Frauen:

Mit großer Moral zum Punktgewinn

Einen beeindruckenden Kampfgeist und große Moral bewiesen die Nürtinger Zweitligahandballerinnen in Lintfort und entführten beim 30:30 Unentschieden einen wichtigen Auswärtspunkt. Doch lange Zeit sah es nicht danach aus. Mitte der zweiten Halbzeit schien der gastgebende TuS auf dem Weg zum nächsten sicheren Heimerfolg zu sein, brachte die zwischenzeitliche Sechs-Tore-Führung jedoch nicht ins Ziel und musste am Ende sogar froh sein, nicht mit leeren Händen da zu stehen. Somit rissen zwar beide Serien – ohne dass es jedoch einen Sieger gab.

Die TG Nürtingen erwischte einen holprigen Start in die Partie und geriet schnell in einen 3:0-Rückstand. Doch dann war der Bann gebrochen und mit vier Toren in Folge durch Vivien Natalello, Kerstin Foth, Leonie Dreizler sowie Benitta Quattlender war das Spiel gedreht und die TGN im Spiel angekommen (6.). Danach wurde die Partie etwas zerfahrener und war zusehends durch Siebenmeterentscheidungen der beiden Schiedsrichter geprägt. Und die Strafwurfquote der TG Nürtingen sollte nach der Partie durchaus für Nachdenklichkeit sorgen. Nach dem 6:5 für Lintfort herrschte für die kommenden vier Minuten erst einmal Funkstille, obwohl die TGN die meiste Zeit davon durch zwei Zeitstrafen gegen die Gastgeberinnen in Überzahl agierte. Vivien Natalello beendete die Torflaute und erzielte den erneuten Ausgleich (13.). Doch keine Mannschaft konnte sich absetzen und die Partie wogte hin und her. Nach 22 Spielminuten erzielte Lintforts Top-Torschützin des Abends, Prudence Kinlend, per Siebenmeter erstmals wieder eine Zwei-Tore-Führung, die jedoch nur kurz Bestand hatte. Hannah Hönig per Tempogegenstoß und Vivien Natallelo aus der zweiten Welle glichen umgehend aus (25.), was TuS-Trainerin Grenz-Klein zur Auszeit veranlasste. Kurz vor der Halbzeit lichteten sich dann nochmals die Reihen auf dem Parkett. Zunächst musste Lea Schuhknecht eine von den Schiedsrichtern verordnete Pause einlegen, kurz darauf folgte Kinlend. Der letzte Wurf der TG Nürtingen vor der Sirene blieb erfolglos, so dass Lintfort eine knappen 14:13-Führung in die Pause nehmen konnte.

„Es war das erwartete Spiel auf Augenhöhe“, resümiert TGN-Coach Simon Hablizel nach der Partie, was sich jedoch nicht für die gesamte zweite Spielhälfte bewahrheiten sollte. Sein Team kam zunächst gut aus der Pause und ging durch einen Doppelschlag von Leonie Dreizler in Führung. Doch dann verlor die TG Nürtingen komplett den Faden. Im Angriff kam man mit der Lintforter Abwehr überhaupt nicht mehr zurecht und geriet häufig in Zeitspielsituationen. Und in der Abwehr fehlte der Zugriff. Immer wieder kam Lintfort vor allem über den Kreis und die Außenpositionen zu recht einfachen Torerfolgen, sodass der TuS mit fünf Treffern in Serie davonziehen konnte. Coach Hablizel musste reagieren und legte die Auszeitkarte (39.). So richtig fruchtete seine Ansprache zunächst nicht, Lintfort erhöhte bis auf 23:17 und steuerte einem scheinbar sicheren Heimsieg entgegen. Doch dann agierte die TG Nürtingen wie verwandelt. Ein äußerst glücklicher Treffer, bei dem der Ball beim Strafwurf von Vivien Natallelo zunächst an den Pfosten ging, von der Lintforter Torhüterin scheinbar gesichert werden konnte und dann doch noch ins Tor trudelte, läutete den Auftakt zur Aufholjagd ein. Bis zum 25:19 hielt der TuS Lintfort den Vorsprung, doch dann ging ein Ruck durch die TG Nürtingen. Die Abwehr agierte nun sehr aggressiv und offensiv mit Leonie Dreizler auf der vorgezogenen Position und stellte Lintfort nun vor erhebliche Aufgaben. Im Angriff brachte Hablizel nun konsequent die siebte Feldspielerin und angeführte von einer kompromisslosen Kerstin Foth schmolz der Rückstand nach und nach. Lintforts Trainerin Bettina Grenz-Klein versuchte entgegen zu steuern und nahm eine Auszeit. Doch die TGN blieb am Drücker. Zehn Minuten vor dem Spielende betrug der Abstand nur noch drei Tore und Nürtingen in Reichweite. Diesen verteidigte Lintfort bis zur 56. Minute, doch es war zu spüren, dass wir die TG Nürtingen noch was drin war. Durch einen erneut von Natallelo verwandelten Strafwurf zum 29:28 (58.) war der Anschluss geschafft, doch Lintfort konnte noch einmal vorlegen. Doch ein Doppelschlag von Nina Fischer brachte der TGN den vielumjubelten Ausgleich zum 30:30. Es war noch knapp eine Minute zu spielen. Nürtingens Deckung agierte äußerst offensiv, zwang Lintfort in eine ungünstige Abschlussposition und der Ball ging über das Tor. Somit eröffnete sich für die TG Nürtingen die Chance, sogar zwei Punkte aus der Eyller Sporthalle zu entführen. Doch es sollte nicht sein, der letzte Wurf wurde geblockt und die Partie endete unentschieden.

„Vom Spielverlauf muss man von einem gewonnenen Punkt sprechen, auch wenn man natürlich gerne beide Punkte mitnehmen möchte, wenn man im letzten Angriff in Ballbesitz ist. Das wäre aber wohl des Guten zu viel gewesen“, so Hablizel zur aufregenden Schlussphase der Partie. „Das Unentschieden ist fair, wir können mit dem Punkt gut leben. Der kann viel wert sein“, so die Bilanz des Nürtinger Kommandogebers, der jedoch bekannte, „wenn das Spiel noch zwei bis drei Minuten länger gegangen wäre, hätten wir gewonnen. Wir lassen heute fünf Strafwürfe liegen, belohnen uns da nicht für unseren Aufwand. Doch wir waren in der letzten Viertelstunde im Flow, während Lintfort nicht mehr viel zusetzen konnte“. Seinem Team zollte er jedenfalls Respekt für die Einstellung und Mentalität. „In manch anderen Partien wären wir wohl mit einer zweistelligen Niederlage rausgegangen, das war heute eine tolle Mannschaftsleistung“.

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TuS Lintfort