2. Bundesliga, Frauen:

Couragierte Leistung reicht nicht für die Überraschung

Eine über weite Strecken engagierte Leistung zeigten die Nürtinger Handballdamen im Auswärtsspiel beim HSV Solingen-Gräfrath. Bis zur 40. Minute war es eine Partie auf Augenhöhe, dann riss der Faden im Spiel der TGN und die favorisierten Gastgeberinnen konnten das Spiel zu Ihren Gunsten entscheiden, während Nürtingen in der Schlussphase immerhin noch Kosmetikkorrektur betreiben konnte.

„Wir sind gut in die Partie reingekommen“, so Kapitänin Delia Cleve in der Analyse nach der Partie. Die Abwehr stand gut, Christine Hesel im Tor zeigte tolle Paraden und im Angriff wurde mit viel Schwung in die Tiefenräume der Solinger Abwehr eingedrungen. Dadurch konnten einige einfache Tore erzielt werden. So stand in der siebten Spielminute die erste Führung für die TGN auf der Anzeigentafel, Carmen Siller erzielte das 2:3 von Linksaußen. Und Nürtingen blieb dran, die favorisierten Solingerinnen konnten nicht ihr gefürchtetes Tempospiel aufziehen. „Wir haben den Gegner im Positionsangriff vor Aufgaben stellen können“, freute sich TGN-Aushilfstrainer Dominic Fischer. Solingen-Gräfrath konnte sich nicht wie erhofft entfalten und war vielleicht auch beeindruckt vom Auftreten der TG Nürtingen in der Klingenhalle. Folgerichtig zog HSV-Trainerin Reckenthäler die erste Auszeitkarte (15.). Doch die TGN hielt dagegen. Dies vor allem in Person von Saskia Wagner, die nun aufdrehte und ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr düpierte. Insgesamt sieben Mal war sie in Halbzeit eins erfolgreich und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass Nürtingen nun kontinuierlich knapp in Führung lag. Diese hielt bis fünf Minuten vor der Halbzeit. Denn dann hatten die Nürtingerinnen in der Schlussphase etwas Pech mit den Entscheidungen der beiden Unparteiischen. Zunächst nutzte Solingen eine doppelte Überzahl zum Ausgleich und praktisch mit der Halbzeitsirene, als Chrissi Hesel einen freien Ball von Linksaußen entschärft bekam das Heimteam einen Strafwurf zugesprochen und dazu noch eine Zeitstrafe gegen die TG Nürtingen. Das Geschenk nahm Liga-Top-Torschützin Vanessa Brandt dankend an und verwandelte zur schmeichelhaften 16:15-Halbzeitführung.

„Wir wollten den Schwung der ersten Hälfte mit in Halbzeit zwei nehmen“, äußerte sich Delia Cleve zum Auftakt des zweiten Durchgangs. Doch das gelang nur bedingt. Zunächst konnte Lea Schuhknecht in Unterzahl den Ausgleich erzielen, dann wurde die Partie zusehends zerfahrener. Die Fehleranzahl auf beiden Seiten stieg an, und der Torfluss aus dem ersten Durchgang versiegte zusehends. Nürtingen konnte durch einen Doppelschlag von Nina Fischer nochmal in Führung gehen (17:18, 38.), doch danach sollte nicht mehr viel gehen. Ein vergebener Siebenmeter läutete eine viertelstündige TGN-Torflaute ein, die sich natürlich dann spielentscheidend auswirkte. „Wir haben dann komplett den Faden verloren“, so Dominic Fischer zur Situation ab der 40. Spielminute. „Wir gingen nicht mehr tief, vermehrt nur parallel zur Abwehr und konnten so keinen Druck mehr erzeugen. Damit ging uns dann die Leichtigkeit verloren“. Dies äußerte sich in zahlreichen technischen Fehlern, die man in der Spielvorbereitung unbedingt vermeiden wollte. Solingen-Gräfrath konnte so ihr Tempospiel aufziehen und enteilte Tor um Tor. Ein 7:0-Lauf führte so zur 24:18-Führung und zur Auszeit durch TG-Trainer Fischer (52.). „Irgendwann ging uns dann auch die Luft aus, es war schon eine anstrengende Partie“, bekannte Delia Cleve nach der Partie. „Aber die Schwächephase war natürlich viel zu lang, so kann man nicht gewinnen“.
Mit Lisa Wieder und Laetitia Quist fehlten einfach zwei Linkshänderinnen als Alternativen im Rückraum, die auch mal für einfach Tore gut sind. So geriet Nürtingen immer häufiger in Zeitspielnot und konnte kaum noch klare Torchancen generieren. Nach der Auszeit wechselten beide Trainer munter durch und die TGN holte sich wieder aus dem Tief. Die letzten Spielminuten verliefen nun wieder ausgeglichen und zweimal Mathilda Häberle sowie Benitta Quattlender durften sich noch in die Torschützenliste eintragen und sorgten für das 28:23-Endergebnis.

Trotz der Niederlage nimmt Kapitänin Delia Cleve den positiven Schwung der Schlussphase mit aus der Partie. „Wir haben Moral bewiesen, uns nicht vollends in das Tief ziehen lassen. Das müssen wir nun mitnehmen in die kommenden Partien“. Eine positive Erfahrung war das Spiel auch für Dominic Fischer: „Es war eine spannende Aufgabe für mich. Ich kann mich nur für das Vertrauen des Vereins bedanken. Daran kann man nur wachsen.“ Schließlich war die Zweitligapartie für Fischer nicht nur der erste Einsatz bei den Frauen der TGN, sondern im Damenhandball allgemein. „Er hat das super gemacht“, kam denn auch Lob von Delia Cleve stellvertretend für die Mannschaft. Ob das nächste Spiel in Lintfort stattfinden wird ist noch ungewiss. Die Lintforterinnen mussten die Begegnung in Wuppertal aufgrund eines positiven Corona-Tests einer ihrer Spielerinnen absagen.

HSV Solingen-Gräfrath – TG Nürtingen 28:23 (16:15)

HSV Solingen-Gräfrath: Gun, Fahnenbruck; Senel (2), Fabisch (4), Clauberg, Nanfack (1), Reinarz (1), Tesche (3), Bongartz, Penz (4), Brandt (7/2), Winkelhoch (1), Müller (4), Killmer (1).

TG Nürtingen: Hesel, Schmid; Kuhrt, Fischer (6/1), Cleve (1), Schuhknecht (5/1), Eisenbraun, Siller (1), Quattlender (1), Bauer, Treusch, Wagner (7), Slawitsch, Häberle (2).

Schiedsrichter: Cesnik, Marvin / Konrad, Jonas

Zeitstrafen: Clauberg, Nanfack, Bongartz (2) – Fischer (2), Cleve, Schuhknecht (2), Bauer

Homepage Gegner:

HSV Solingen-Gräfrath 76