Hartmut Binder, Nürtingen. Zum Artikel „Bei Nürtingen gibt’s keine Ehrlichkeit“ vom 20. März 2021:

Junge Menschen diskreditiert

Als Erster Vorsitzender der TG Nürtingen muss ich zu dem Interview mit der ehemaligen Trainerin unserer Handballfrauen einfach Stellung nehmen. Auf einer ganzen Seite wird ihr von einem Sportredakteur der Nürtinger Zeitung eine Plattform präsentiert, die den seit etwa einem Jahr im Amt befindlichen Funktionsträgern an der Spitze der Handballabteilung in dieser Form noch nie angeboten worden ist. Am meisten stößt mir dabei auf, dass die jungen Menschen, die alle ehrenamtlich tätig sind, dabei mit vollem Namen diskreditiert und an den Pranger gestellt werden. Das macht nicht einmal das Blatt mit den vier Buchstaben!

Dieses Anprangern ist schlichtweg ehrverletzend und geht sogar in Richtung Rufmord – da haben nicht nur wir, sondern durchaus auch die Presse eine Fürsorgepflicht. Die namentlich genannten TG-Funktionäre, übrigens alle Familienväter, wurden schon am Erscheinungstag des Interviews von Arbeitskollegen oder Nachbarn auf die Veröffentlichung angesprochen. Außerdem implizieren die Fragen im Text oft bereits die negative Tendenz der Antworten, so dass die frühere Trainerin unserer Bundesligafrauen bestens ihren Kropf leeren konnte. Wobei auffällt, dass sie zugibt, einige ihrer Informationen nur aus dritter Hand zu haben.

Der komplette Vorstand des Hauptvereins findet diese Vorgehensweise nicht in Ordnung und stellt sich geschlossen vor beziehungsweise hinter die Angegriffenen. Wir sind froh, dass es in der heutigen Zeit auch noch jüngere Menschen gibt, die bereit sind, Verantwortung im Ehrenamt zu übernehmen, und wollen ihnen ausdrücklich den Rücken stärken. Wir verstehen, dass sie mehr als enttäuscht von ihrem Medienpartner sind, denn eigentlich sollte dieser sie nicht mit vielen Spekulationen und immer wiederkehrenden Vorwürfen einer unprofessionellen Struktur der TG-Handballer „unterstützen“, sondern partnerschaftlich begleiten. Wohlgemerkt: Kritik ist ausdrücklich erwünscht, auch über die sportlichen Auftritte, aber nicht auf Kosten der sich mit viel zeitlichem und hohem persönlichem Engagement einbringenden Personen.

Nicht Fehler oder falsche Einschätzungen müsste eigentlich die Story sein, sondern die Tatsache, wie es die TG-Handballer trotz „unprofessioneller Strukturen“ mit unzähligen Ehrenamtlichen, Herzblut und Empathie und immer unter finanziellem Druck geschafft haben, das anfangs für eine Saison angedachte „Abenteuer Bundesliga“ nun bereits sieben Jahre lang gestemmt und verlängert zu haben und unter den insgesamt 30 besten Frauenteams Deutschlands (Erste und Zweite Bundesliga) zu bestehen!