2. Bundesliga, Frauen:

Ganz bittere Niederlage in Berlin

Nach hervorragender erster Halbzeit und engem Spielverlauf in Hälfte zwei reichte es, trotz Führung in der letzten Spielminute, nicht zu Punkten in der Hauptstadt. „Die Gefühlslage ist irgendwo zwischen wütend und enttäuscht“, so Trainer Simon Hablizel kurz nach der Partie, „wir waren in Berlin noch nie so nah dran an einem Sieg“. Doch es sollte nicht sein.

Die Vorzeichen waren klar: Berlin wollte mit einem Sieg Revanche nehmen für die überraschende Hinspielniederlage und so den Anschluss an der Tabellenspitze halten. Die TG Nürtingen dagegen strebte an, den Aufwärtstrend vom Spiel in Buchholz mitzunehmen und möglichst das Tabellenmittelfeld sichern.

Zu Beginn stachen bei beiden Teams zunächst die Abwehrreihen hervor. Während die Spreefüxxe mit einer beweglichen defensiven 6:0-Formation agierte, präsentierten sich die Nürtingerinnen mit ihrer ligaweit bekannten sehr offensiven 5:1-Variante. Und diese stellte die Berlinerinnen gleich im ersten Angriff vor große Herausforderung, was in passivem Spiel und einem Fehlwurf mündete. Doch auch die Berliner Abwehr war zunächst nicht zu überwinden. Somit ergaben sich die ersten Berliner Torerfolge eher aus der zweiten Welle und über die Außenpositionen, bei der TGN zudem auch durch Strafwürfe. Entsprechend torarm war das erste Viertel des Spiels, geprägt von einigen torlosen Phasen. Nach der 3:4-Führung durch Hannah Hönig per Strafwurf (8.) dauerte es ganze sechseinhalb Minuten bis zum nächsten Nürtinger Torjubel durch Leonie Dreizler. Da aber auch Berlin in der Zwischenzeit nur zweimal einnetzen konnte, stand es nach 15 gespielten Minuten 5:5-Untentschieden. Nachdem die folgenden TGN-Angriffsbemühungen erneut nichts zählbares einbrachten und die Füchse auf 7:5 stellten war für TGN-Coach Simon Hablizel die Zeit für eine erste Auszeit gekommen (18.). Und diese schien zu fruchten, denn drei Tore in Serie durch Foth, Dreizler und Hönig drehten die Partie zu Gunsten der Gäste aus der Neckarstadt (7:8, 20.). In der folgenden Unterzahl kassierte die TGN zwar einen Empty-Goal-Treffer zum 8:8-Ausgleich (22.), doch das sollte der letzte Torerfolg der Gastgeberinnen für den Rest der ersten Halbzeit gewesen sein. Nachdem Lisa Wieder mit einer schönen Einzelaktion ihre Farben erneut in Führung bringen konnte, war es Zeit für ein Berliner Time-Out (25.). Allerdings brachte dieses nicht die gewünschte Wirkung. Es war nun ein Fehlwurffestival auf beiden Seiten, bei dem jeweils klare Torchancen vergeben wurden, ehe Kerstin Foth für die TGN nachlegte zum 8:10 (27.). Beide Torhüterinnen vernagelten nun ihren Kasten, Foth scheiterte beim Strafwurf knapp am Pfosten und im Gegenzug produzierte Berlin einen technischen Fehler. Somit gehörte Nürtingen der letzte Angriff und drei Sekunden vor der Halbzeitsirene verwandelte Viven Natalello vom Kreis zum 8:11-Halbzeitstand.

„Wir spielen eine überragende erste Halbzeit, halten Berlin zuhause bei nur acht Toren, vor allem im Verbund von Abwehr und Torhüterin“, freute sich TGN-Coach Hablizel über die Leistung seiner Mannschaft im ersten Durchgang.
Dementsprechend hoffnungsfroh startete die TG Nürtingen dann in die zweite Halbzeit, kam aber eher schwer zurück in die Partie. Zunächst konnte die Drei-Tore-Führung noch gehalten werden, denn auch Berlin tat sich weiterhin schwer mit dem Torewerfen. Das 13:16 (40.) von Leonie Dreizler markierte dann letztmals diesen Vorsprung. Die TG Nürtingen konnte das Niveau der ersten Spielhälfte nicht mehr halten, und die Füchse kamen in Fahrt. Innerhalb von nur drei Minuten drehte das Hauptstadt-Team die Begegnung und erzielte beim 18:17 erstmal wieder die Führung (43.). Hablizel reagierte – Auszeit für die TG Nürtingen. Und sein Team fing sich wieder, stoppte den Berliner Lauf und hielt die Gastgeberinnen bei einem ausgeglichenen Spielverlauf. Doch es kam noch besser. Beim 20:21 durch Lisa Wieder gab nun die TG Nürtingen wieder den Takt an in der Sporthalle Charlottenburg. Acht Minuten vor Spielende erzielte TG-Toptorjägerin Foth beim 22:24 wieder die Zwei-Tore-Führung, doch Berlin ließ sich nicht abschütteln, erzielte bei nachlassender Nürtinger Abwehrkraft relativ einfache Tore. Beim Stand von 26:26 ging es in die letzte Spielminute. Und es wurde ein Krimi. Durch einen schönen Treffer von Rechtsaußen durch Lisa Wieder ging die TG Nürtingen 50 Sekunden vor Spielende mit 26:27 in Führung. 30 Sekunden vor Schluss erzielte Berlin den Ausgleich durch Linea-Sophie Höbbel und die TG Nürtingen hatte es in der Hand, sich für eine tolle Leistung zu belohnen und zumindest einen Punkt aus Berlin zu entführen. Doch durch einen unglücklichen Ballverlust kam Berlin 10 Sekunden vor Abpfiff unverhofft nochmals in Ballbesitz und das Unglück nahm seinen Lauf. Berlins Trainerin Müller nahm eine Auszeit und stellte ihr Team auf die letzte Chance ein. Mit sieben Feldspielerinnen kam Lisa Vlug von Rückraum rechts zum Abschluss und ein satter Treffer in den Winkel besiegelte die Nürtinger Niederlage. Während die TGN-Spielerinnen enttäuscht zu Boden gingen feierten die Spreefüxxe überschwänglich den Sieg.

„Ich habe selten so bitter verloren in meiner bisherigen Trainerlaufbahn“, war Coach Hablizel auch am Morgen nach dem Spiel spürbar niedergeschlagen. „Wir hätten sicher einen – wenn nicht sogar zwei – Punkte verdient gehabt nach dem Spielverlauf“, trauerte er der verpassten Chance auf erstmals Zählbarem in Berlin nach. „In Buchholz war die erste Hälfte schon gut, in Berlin waren wir noch besser. Trotz allem war es kämpferisch eine Top-Leistung. Wir müssen aus diesen Spielen jetzt lernen und dann eben versuchen, gegen Nord Harrislee die Punkte einzufahren“, richtete Hablizel bereits den Blick nach vorne, ehe es am Sonntagmorgen auf die Zugfahrt nach Hause ging.

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Füchse Berlin