2. Bundesliga, Frauen:

Punktgewinn beim Tabellenführer

Es läuft bei der TG Nürtingen. Mit einer erneut sehr starken Leistung entführte die TGN beim 34:34 (18:17) Unentschieden einen verdienten Punkt beim Ligaprimus FRISCH AUF Göppingen. Dabei erwies sich die Mannschaft von Trainer Simon Hablizel wieder einmal als Mentalitätsmonster, und machten in den letzten zehn Spielminuten einen 5-Tore-Rückstand wett.

Die TG Nürtingen ging hoch motiviert in die Partie. Dabei stand für Hablizel gar nicht so sehr der Derbycharakter im Fokus, sondern die Erkenntnis, dass sich seine Mannschaft vor allem gegen die Top-Teams der Liga bisher ausgezeichnet präsentiert hat. „Wir haben gegen Berlin, Solingen und Leipzig mehr als mitgehalten und müssen überzeugt sein, dass wir eine gute Mannschaft sind“, pushte er sein Team vor der Partie. 1151 Zuschauer gaben dem Schwabenderby in der EWS-Arena zu Göppingen dann einen bemerkenswerten Rahmen für ein Frauen-Zweitligaspiel. Und sie sollten keineswegs enttäuscht werden. Von Beginn an entwickelte sich eine flotte Partie, in der zunächst die TG Nürtingen vorlegen konnte. Bis zum 4:5 (6.) wurde auf beiden Seiten jeder Angriff mit einem Torerfolg abgeschlossen. Dabei zeigte sich bereits früh, dass Kerstin Foth an diesem Abend sicher von der Siebenmeterlinie agierte und zu diesem Zeitpunkt bereits zwei erfolgreiche Strafwürfe für sich verbuchen konnte. Nürtingen versuchte mit seiner bekannt sehr offensiven Abwehrformation den Göppinger Spielfluss zu stören, was jedoch nur bedingt funktionierte. Zwar konnte Carolin Henze zunächst sogar die 2-Tore-Führung für die TGN erzielen (4:6, 8.), doch dann kippte die Partie erstmals. FRISCH AUF-Torfrau Anne Bocka vernagelte ihren Kasten und Göppingen nutze die sich nun bietenden Chancen gnadenlos aus. In nicht einmal fünf Minuten verwandelten die Gastgeberinnen den Rückstand mit fünf Toren in Folge in eine 9:6-Führung und TGN-Trainer Simon Hablizel sah sich gezwungen, eine erste Auszeit zu nehmen (12.). Und diese zeigte die gewünschte Wirkung. Eine Umstellung der Abwehr auf eine defensive Formation und zwei schnelle Treffer durch Quattlender und Foth brachte Nürtingen zurück ins Spiel, der Anschluss war wieder hergestellt. Und nicht nur das, zwei weitere verwandelte Strafwürfe durch Foth sorgten für die erneute Nürtinger Führung zum 10:11 (19.). Doch diese war nur von kurzer Dauer, postwendend übernahm Göppingen wieder das Heft in die Hand und erspielte sich bis kurz vor der Halbzeit erneute eine 3-Tore-Führung (18:15, 29.). Doch die TGN ließ sich nicht abschütteln. 30 Sekunden vor der Halbzeit erzielte Vivien Natalello den Anschluss und nach einem übermotiviert schnellen Abschluss der Göppingerinnen schaffte Nürtingen wiederum durch Natalello mit der Pausensirene den 18:17-Halbzeitstand.

Die TG Nürtingen eröffnete den zweiten Spielabschnitt gleich einmal mit einem Highlight. Lea Schuhknecht überwand die zur zweiten Spielhälfte eingewechselte FAG-Torhüterin Kaminska und erzielte per tollem Kempa-Trick den Ausgleich. Doch Kaminska sollte in den folgenden Spielminuten ein bedeutender Faktor für Göppingen werden. Bis zum 22:21 durch Nina Fischer (38.) war die TG Nürtingen in Schlagdistanz, dann aber zogen die FRISCH AUF-Frauen scheinbar unaufhaltsam davon. Gestützt auf einer starken Kaminska nutzten die Göppingerinnen die sich bietenden Chancen konsequent zu einer 4-Tore-Führung. Die Taktikvariante mit der siebten Feldspielerin funktionierte nicht und somit musste Simon Hablizel erneut aktiv werden und nahm beim 26:22 seine zweite Auszeit (42.). Zunächst jedoch ohne durchschlagenden Erfolg, Pascal Wyder erhöhte erstmals auf fünf Tore. Dann folgte der erste Nürtinger Hoffnungsschimmer, Foth und zweimal Maileen Seeger brachten ihr Team auf zwei Tore heran (28:26, 49.), doch es waren noch lange zehn Minuten zu spielen. Und der Tabellenführer schlug sofort zurück. Bezeichnenderweise war es Torfrau Kaminska mit einem Treffer ins leere TGN-Tor, die den Vorsprung erneut auf fünf Tore stellte (32:27, 52.).

„In dieser Phase des Spiels belohnen wir uns wieder mal nicht für unseren Aufwand, lassen allein drei Hunderprotzentige liegen und sind plötzlich fünf hinten. Sonst hätten wir das Spiel bei minus ein oder zwei Toren halten können“, analysierte Simon Hablizel nach der Partie diese Phase des Spiels. Doch auf die Einstellung seiner Mannschaft konnte er sich auch dieses Mal verlassen. Ausgelöst durch zwei starke Paraden der jetzt überragenden Torhüterin Chrissi Hesel verkürzte die TGN durch Treffer von Treusch, Schuhknecht und Foth auf 32:30 und konnte jetzt die sich erspielten Vorteile einer zusätzlichen Feldspielerin nutzen. Doch Göppingen ergab sich nicht kampflos, Lisa Borutta und erneut Kaminska stellten den Spielstand auf 34:30. Unter normalen Umständen sollte dieser Vorsprung knapp vier Minuten vor Schluss für einen doppelten Punktgewinn reichen, doch nicht so an diesem Abend. Man spürte den Willen in Reihen der TGN und es boten sich die Möglichkeiten. Göppingen geriet in Unterzahl, Foth nutzte den daraus resultierenden Strafwurf und nach einer weiteren Hesel-Parade folgte der 34:32-Anschluss durch Henze. Und immer noch waren zwei Minuten Zeit auf der Spieluhr. Nun wurde die Partie hektisch, Zeitstrafen auf beiden Seiten sorgten für Platz auf dem Spielfeld. Der nächste Treffer fiel wieder zugunsten der TG Nürtingen durch Benitta Quattlender von Linksaußen und es ging in die letzte Spielminute. Die TGN-Abwehr agierte nun wieder extrem offensiv und provozierte so einen schnellen Abspielfehler. Nürtingen schaffe es nun, den letzten Angriff lang auszuspielen und Carolin Henze holte zehn Sekunden vor Schluss in ihrer unnachahmlichen Art einen Strafwurf heraus. Kerstin Foth, die bis dahin alle sieben Strafwürfe verwandeln konnte, übernahm die Verantwortung – und scheiterte beim Versuch, durch die Beine zu werfen. Doch der Abpraller fiel ihr direkt in die Hände und im Nachwurf erzielte sie mit ihrem zwölften Treffer der Partie den vielumjubelten Ausgleich für Nürtingen. Göppingens Trainer Kiener legte sofort die Auszeitkarte, es waren noch vier Sekunden zu spielen. Doch die waren zu kurz für eine konzentrierte Aktion. Der letzte Wurf wurde geblockt und die Nürtinger Emotionen nahmen ihren Lauf. Überglücklich bejubelte das gesamte Team samt Offizielle den nicht unbedingt zu erwartenden Punktgewinn.

„Wir haben einfach ein sehr gutes Spiel gemacht“, brachte es Hablizel nach der Partie auf den Punkt. „Wenn mir einer vor der Partie gegen Leipzig gesagt hätte, wir holen aus den nächsten beiden Partien gegen die Tabellenspitze drei Punkte, ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Aber die Mannschaft merkt, dass es immer besser funktioniert, was wir spielen wollen. Wir sind viele Risiken eingegangen, aber am Ende sind wir mit dem Punkt belohnt worden“, bilanzierte der TGN-Coach spürbar zufrieden, wenn auch noch aufgewühlt.

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FA Göppingen